Bijou ist eine französische und durchaus auch in der Deutschschweiz gebräuchliche Bezeichnung für ein Kleinod, eine Besonderheit, eine Kostbarkeit, ein Schmuckstück, ein Juwel. So viel zur trockenen Theorie. Wie solch ein Juwel im Wohn- und Baubereich aussehen kann, weiss die Familie Weber. Denn was Carmen und Ralph Weber aus einer alten, rund 350-jährigen Liegenschaft im bündnerischen Savognin gemacht haben, kann sehr wohl als Schmuckstück bezeichnet werden. Passenderweise haben die Webers ihr neues Feriendomizil denn auch «Bijou-Haus Mitgel» genannt.

Geplant war zuerst ein kleiner Umbau

Zuerst sollte das Objekt nur teilrenoviert respektive saniert werden, wie Ralph Weber sagt. Dann sei bei der rollenden Planung aber immer mehr hinzugekommen, bis das Haus schliesslich sozusagen komplett ausgehöhlt und neu gestaltet worden sei. Getan wurde dies im sogenannten Alpen-Chic-Stil mit Holz, Schieferstein und Glas als Materialien. Täfer, Türblätter, Balken und Fenster wurden ausgebaut, teils restauriert und, wo möglich, sinnvoll wieder eingesetzt. «Alles aus Massivholz», wie Ralph Weber nicht ohne Stolz festhält. Bis auf wenige Balken der Balkenlage sowie der Dachbinder und bis auf die Dachkonstruktion wurde im Inneren alles komplett umgebaut. Auch die tragenden Wände mussten für den neuen Innenausbau weichen. Zur Dachabstützung dient neu ein verdübelter Balken (zwei Fichten-Altholzbalken mit Eichen- dübeln). Die Rundholz-Mittelpfetten und die Firstpfette sind ebenfalls mit Altholzbalken abgestützt.

Im Obergeschoss schmücken die bestehenden gereinigten Steinmauern den Wohnbereich. Die anderen Wände wurden geschiftet, gerostet, gedämmt, mit Fermacell-Platten beplankt und dann mit Mineralputz verputzt. Die fünf nachträglich eingebauten elektrischen Dachfenster sorgen für mehr Licht und ein gutes Raumklima. Die Dachfensterfutter und das Deckentäfer sind aus Engadiner Arve gefertigt.

Altholz, alles aus Altholz

Ganz allgemein wurde für das «Bijou-Haus Mitgel» viel Altholz verwendet. So wurden etwa die Treppentritte und Treppenwangen aus Eichen-Altholz und das Treppengeländer aus Fichten-Altholz hergestellt. Die Küche ist derweil in Eiche, astig, massiv, mit Altholzelementen und alten vom Rückbau erhaltenen Fenstern geschreinert. Für die Abdeckung wurde Andeer-Gneis verwendet.

Die Badmöbel bestehen aus Ast-Eiche, massiv, die Hauseingangstür und der Schlafzimmerschrank aus alten Arvenbrettern. Auch die Sauna im Dachgeschoss, für Ralph Weber so etwas wie das «Herz des Hauses», ist aus Altholz, Arventäfer und altem Täfer gefertigt worden. Zwei grosszügige Fensterfronten sorgen bei der mittig platzierten «Schwitzstube» für ein angenehm einladendes Grossraumgefühl. Auch die Liegen aus Erlenholz wirken einladend. Ebenso wie der Ruheraum, der sich unmittelbar über der Sauna befindet, zugänglich über eine alte Leiter. Für das Geländer wurden hier alte Leitern umgenutzt.

Details, die Freude machen

Keine Frage. Das «Bijou-Haus Mitgel» wird der Bezeichnung Bijou mehr als gerecht. Sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Blick. Denn die zahlreichen, mit viel Liebe und Leidenschaft verarbeiteten Details in Holz, die überall anzutreffen sind, geben dem Ferienhaus gleich nochmals eine besondere Note. Da wäre etwa ein Kleiderbutler aus alten Leitern, Barstühle mit Kuhfell, ein Wein- und Grappahalter aus Altholzbalken, ein Arvenbett mit Altholzpfosten und Schubladen, ein Besteckeinsatz in Eiche, ein WC-Besen-Halter aus Altholz, eine Stall-Duschtür und der handgefertigte Eierhalter aus Altholz. Oder die dreibeinigen Stühle und der dreibeinige Tisch aus Eichenbalken und Eichen-Altholz-brettern im Wohnbereich. Und natürlich das Treppengeländer, bei dem von jedem zweiten Brett beidseitig ein eingelaserter Hirsch oder Steinbock grüsst.

Das alles sind Details, die für Ralph Weber von grosser Bedeutung sind. «Ich mag es einfach, mir solche Dinge auszudenken und sie dann auch selber zu gestalten», sagt er und zeigt auf den Sauna-Türgriff, den er aus einem auf der Hochwildjagd gefundenen Wurzelstock zusammengebaut hat.

Es sind das harmonische Zusammenspiel zwischen alt und neu, die handwerklich sauber und innovativ verarbeiteten Konstruktionen sowie die sicht- und spürbare Liebe zum Detail, die das Haus «Mitgel» eben zu einem Bijou, einem Schmuckstück, machen. Ein Schmuckstück, das für die Familie Weber wohl bereits jetzt, rund ein halbes Jahr nach Fertigstellung und Bezug, weit mehr ist als bloss ein Feriendomizil. «Wir fühlen uns schon sehr wohl und zu Hause hier», sagt Carmen Weber zufrieden. Entsprechend oft, fast jedes Wochenende, sind die Webers in ihrer neuen Savogniner Wohlfühloase anzutreffen.

Text: www.schreinerzeitung.ch

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